Der erste Marktbrunnen am Beginn der Berggasse

 

Vor dem steinernen „Brunnkorb“ mitten am Marktplatz (errichtet 1860) hat es schon einen „Marktbrunnen“ an ande­rer Stelle gegeben.

Dabei handelt es sich um den Brunnen am Beginn der Berggasse zwischen (heute) Drei­burgenapotheke und Gasthaus Lindlbauer. Hier ist schon im Urplan von 1827/41 im Straßen­grund ein „lau­fender Brunnen“ mit dem entsprechenden Planzeichen eingetragen.

Dieser Brunnen wurde auch „Schmiedbrunnen“ genannt, da in der heutigen Dreiburgenapotheke von etwa 1700 bis 1866 eine Schmiede beheimatet war.

 

Zwischen der früheren Kirche am Marktplatz und dem heutigen Gasthaus Lindlbauer sowie

der Dreiburgenapotheke verlief die Hauptstraße von Passau nach Zwiesel.

Der älteste, beurkundete Marktbrunnen ist mit einem Pfeil gekennzeichnet.

Auf der rechten Aufnahme des Fotografen Lobentanzer von 1949 ist dieser Brunnen noch zu sehen.

Die Zapfsäule seiner Esso Tankstelle stand vor dem Geschäft des Eduard Rieger (heute Dreiburgenapotheke).

 

Im Urkataster von 1841 ist bei acht Grundstücken im Bereich des heutigen Kirchwegs vermerkt, dass ihre Ei­gentümer zu genau festgelegten Zeiten Wässerungsrechte „aus dem Marktwasser“ bzw. „aus dem Markt­brunnen“ besitzen. Diese Grundeigentümer waren gleichzeitig zum gemeinschaftli­chen Un­terhalt eines stei­nernen Durchlasses verpflichtet, beginnend bei Pl.Nr. 21 (heute Marktplatz 5; das Grundstück hatte auch eine Zufahrt zur heutigen Berggasse) und endend bei Pl.Nr. 235 (heute Kirchweg 3), in dem das Überwasser des Marktbrunnens zu den Äckern floss.

Auch andere Felder wurden um 1841, ohne dass Unterhaltspflichten festgeschrieben waren, lt. Urkataster mit „Marktwasser“ bewässert.

 

Anfangs wird auch von einem sog. „Röhrlwasser“ gesprochen. Wahrscheinlich war der Quellfluss ähnlich, wie beim bis heute sprudelnden „Röhrlbrunnen“ in der Brunngasse.

Noch in den Plänen bis etwa 1960 ist dieser Brunnen am Anfang der Berggasse mit dem gleichen Planzei­chen vermerkt.

 

Auf einem Foto um 1949 ist der Brunnen noch zu sehen. Der Quellzufluss dürfte zwischenzeitlich geringer geworden sein.

 

Der Standort dieses Brunnens ist bis heute in der Fahrbahn der unteren Berggasse deutlich erkennb­ar. Bei der Marktplatzsanierung 2010/11 wurde dieser Brunnen östlich der Dreiburgenapotheke saniert. Er hat nun eine runde, gut erkennbare Abdeckung mit Pflastersteinen.

Mit dem Wasser aus diesem alten, ersten Marktbrunnen wird der jetzige, „neue“ Marktbrunnen gespeist.

 

 

 

Der frühere „Brunnkorb“ am Tittlinger Marktplatz

 

Dieser Marktbrunnen, im Volksmund „Brunnkorb“ genannt, wurde im Jahr 1860 aus Granit errichtet. Bearbeitet wurde er vom Steinmetz Fenzl. Die Kosten betrugen 275 Gul­den.

Dieser achteckige Brunnen dürfte einen Durchmesser von etwa 3 Metern gehabt haben. Jedes Sei­tenteil war ca. 1,25 m lang. Er stand in der Flucht der südlichen Hausfront des Gasthofs zur Post, mitten in der heutigen Durchgangsstraße.

 

Der Marktbrunnen, der sog. „Brunnkorb“, diente der Wasserversorgung der Bürgerschaft im Markt­bereich. Außerdem war er in Brandfällen hilfreich.

 

Da der natürliche Wasserzulauf für die Versorgung von Mensch und Tier auf Dauer ungenügend war, legte man 1867 eine neue Holzlei­tung von der neuen Quellfassung im Bereich Möginger, Herrenstraße hierher.

Das Überwasser des Marktbrunnens durfte ab diesem Zeitpunkt der Bierbrauer Franz Xaver Mayer nutzen.

 

Die Holzleitung wurde 1877 durch Eisenrohre ersetzt, die aber auch nicht dicht waren.

Erst um 1911 wurde die Wasserversorgung maßgeblich durch eine Quellfassung im Gföhrerl bei Gehersberg, dem Bau eines Hoch­behälters auf dem Blümersberg und einer Leitung in den Ortskern verbessert.

 

Der Brunnkorb um 1905 (li.) und um 1935 (re.). Am Auto, Fußgänger und Radfahrer erkennt man den Straßenverlauf vor 1938.

 

Im „Tittlinger Waldboten“ wurde Mitte Mai 1931 laute Klage über die immer wieder aufgestellten Wander-Wohnwagen auf dem Tittlinger Marktplatz geführt. Dies sei nicht nur eine Verschandelung des Markt­platzes, sondern führe auch zu hygienischen Problemen, da der Marktbrunnen zum Wä­schewaschen missbraucht und die Wäsche beim Brunnen aufgehängt werde.

 

Im Zuge der Begradigung des Straßenverlaufs im Ortskern wurde im Herbst 1938 der Marktbrunnen entfernt.

 

Obwohl der „Brunnkorb“ von 1860 bis 1938 auf dem Marktplatz stand, erscheint er auf keinem der amtlichen Pläne aus dieser Zeit. Der Brunnen war ein beliebtes Motiv auf Ansichtskarten.

 

Im 1947 erschienenen Buch „Der Brunnkorb“ hat Max Peinkofer diesem Brunnen seiner Geburts­gemeinde und der Statue des Hl. Nepomuk in einer auch heute noch lesenswerten und heimatkund­lich wertvollen Er­zählung ein literarisches Denkmal gesetzt.

 

Die Steine des Brunnens wurden um 1948 für die neu errichtete Mauer beim Kriegerdenk­mal verwendet.

Die Arbeiten wurden vom Maurer Wirkert durchgeführt.

Bei der Neugestaltung des Marktplatzes 2011/12 wurde die Steinmauer entfernt und ein neuer „Brunnkorb“ errichtet.

 

 

 

Der heutige, neue Marktbrunnen am Marktplatz

 

Bei der Marktplatzsanierung 2010/11 wurde ca. 20 m nordöstlich des alten Standorts des „Brunn­korbs“ ein neuer Marktbrunnen errichtet. Bewusst wurde er in seiner achteckigen Grundform und der Größe (Durchmesser ca. 3 m) dem alten Brunnen nachempfunden. Auch in seiner Schlichtheit sollte er dem alten Brunnen ähneln. Lediglich die Mittelsäule, die Zahl der Ausläufe (nunmehr vier statt früher zwei) und die aufgesetzte Weltkugel weichen vom früheren Brunnkorb ab. Gleich blieb in etwa das Wasservolumen.

 

Der Brunnen wurde im Frühjahr 2011 vom/im örtlichen Steinbruchbetrieb Merckenschlager (Höt­zendorfer Granitwerke) aus Hauzenberger Granit (wegen der speziellen Körnung, Stein aus dem Bruch in Tiessenhäusl) hergestellt.

 

Der Brunnen wiegt rund 10 Tonnen. Für die Herstellung waren ca. 200 Handarbeitsstunden und ca. 100 Maschinen-Arbeitsstunden (Sägearbeiten) erforderlich. Der steinerne Brunnen setzt sich aus 11 Teilstücken zusammen: Bodenplatte (2), Seitenteile (4), Abdeckung (4) und Säule (1). Hinzu kom­men die Steine für die Umrandung des Brunnens am Boden.

 

 

Das Holzmodell des Marktbrunnens (li.), in der Mitte die drei Burgen und das Grafenschlössl

auf der goldenen Kugel des Brunnens und rechts der Osterbrunnen am verkaufsoffenen Palmsonntag 2012

 

Die Aufstellung des Brunnens erfolgte in Anwesenheit von Bürgermeister Waldemar Bloch und rund 150 Zuschauern am 25. Mai 2011.

Klaus Gabriel aus Siebenhasen sorgte auf seiner „Steirischen“ für die musikalische Umrahmung.

Neben der federführenden Firma Merckenschlager aus Tittling-Hötzendorf waren beteiligt:

Fa. Holzbau Homolka, Tittling – Arbeiten mit dem Kran bei der Aufstellung

Fa. Graf, Tittling-Hörmannsdorf – Fundamente, Erdarbeiten

Fa. Landschaftsbau Köberl, Witzmannsberg – Einbau der Bodenplatten

Elektro Tom Berger, Tittling – elektrische Anschlüsse, Beleuchtung

Pumpen Pauli, Witzmannsberg – Pumpe, Anschlüsse

Fa. Friedberger, Tittling – Überläufe im Brunnen

Bertram Würfl, Neukirchen v. W. - Weltkugel auf der Mittelsäule aus Bronze (aufgesetzt am 31. Mai 2011) und Marktwappen

Stefan Simmet, Tittling-Stützersdorf – Bronzerohre für den Wasserzulauf an der Mittelsäule

Eva Kühberger, Tittling-Englburg – Vergolden der Weltkugel

 

Die Fa. PSP GmbH aus Waldkirchen, die für den nördlichen Teil des Sanierungsbereichs verant­wortlich war, hatte verschiedene Vorarbeiten (Fassen des ersten Marktbrunnens in der Bergasse, Zu­leitung, Brunnenkammer usw.) geleistet.

 

Die offizielle Inbetriebnahme des Brunnens erfolgte am 4. Juni 2011 gegen 11.45 Uhr durch den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, assistiert von der kleinen Pauline Mader aus Tittling-Hörmannsdorf.

 

Seit 2012 wird der Brunnen durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfern zu Ostern als Osterbrunnen geschmückt.

In der Advents- und Weihnachtszeit ruht auf dem Beckenrand ein großer Adventskranz.

 

Herbert Zauhar, 08.2023