Der Gasthof Habereder um 1908

Die Gasthaustradition auf diesem Haus reicht Jahrhunderte zurück


1884 heiratete der aus Hutthurm stammende Wirts- und Bäckermeisterssohn Johann Habereder (1856 - 1910) die Wirts- und Bäckerstochter Maria Kapfhamer (1860 - 1887). Deren aus Preming stammender Vater Martin hatte 1855 das Haus mit Wirts- und Bäckergerechtsame am Marktplatz von der Wirtsfamilie Späth erworben. Im Jahr der Hochzeit übernahm das frisch verheiratete Paar den Besitz, das Gasthaus wechselte den Besitzernamen.

Seit über 130 Jahren kann man nunmehr „beim Habere­der“ einkehren.

Die Gasthaus- und Bäckertradition auf diesem Anwesen ist bereits 1649 nachgewiesen. Es war bis zum Verkauf im Jahr 1855 im Besitz der Familienlinie Dorfmeister-Baumann-Späth. In diesem Jahr erwarb es Martin Kapfhamer, der zuvor seinen bäuerlichen Besitz in Preming verkauft hatte. Zum Gasthaus am Marktplatz gehörte, wie in nahezu allen Anwesen im Ortskern, eine Landwirtschaft, die bis 1946 betrieben worden ist.

Nach dem frühen Tod von Maria heiratete der Wirt und Bäcker Johann Habereder im Jahr 1888 in 2. Ehe die aus Büchlberg stammende Theres Eibl (1867 - 1919). Trauzeugen bei dieser Wiederver­ehelichung waren der Vater der Braut und Martin Kapfhamer, der Vater der verstorbenen ersten Ehefrau.

Johann Habereder vertrat als führender Bauernbündler die Interessen der ländlichen Bevölkerung. Das Gasthaus wurde auch unter dem Zweitnamen „Zum Bauernbündler“ bekannt.

1897 erwarb Habereder, der um diese Zeit auch das Amt eines Landrats ausübte, die benachbarte Krä­merei Mühleisen. Hier entstanden später ein Gastgarten sowie eine Kegelbahn und ab 1951 das Ki­nogebäude.

Aus der zweiten Ehe ging der spätere Wirt und Bürgermeister Johann Habereder (1889 - 1959) her­vor, der 1924 Anna Lermer (1897 – 1973) heiratete.

Johann Habereder war von 1922 bis 1933 und von 1948 bis 1959 1. Bürgermeister von Tittling.

Der Markt Tittling ernannte ihn wegen seiner großen Verdienste zum Ehrenbürger und benannte eine Straße nach ihm.

Der Sohn Johann, “Hansl“ (1925 - 1997) Habereder und dessen Ehefrau Erika (1931- 2009) über­nahmen das Gasthaus, das seit jeher als Familienbetrieb geführt worden ist. Heute führen die Töchter Romy und Bärbel den Traditionsgasthof.

Laufend erfolgten An- und Umbauten und Renovierungen.

Ab 1926 gab es „beim Habereder“ die „Vereins-Lichtspiele“ des kath. Burschenvereins. Das Kino wurde anschließend von der Familie Habereder in Eigenregie und mit viel Herzblut weitergeführt. 1951 wurde es aus dem Saal im ersten Stock in den Neubau an heutiger Stelle verlegt. Die bildhafte Bezeichnung „Lichtspiele“ prangt noch heute an der Hausfront. 2014 wurde das Kino in ein Künst­lerhaus umgewandelt.

Der 1921 gegründete Fußballclub und weitere Vereine haben hier ihr Vereinslokal.

Zum Gasthaus gehört auch das 1860 erbaute Nachbarhaus, in dem bis 1962 die örtli­che Polizeistation untergebracht war.

HZ 2014