Die Ausbreitung der Brände 1864, 1869 und 1923

Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05

wurden das Schloss und der Ortskern niedergebrannt. Im Dreißigjährigen Krieg kamen 1634 die Schweden nach Tittling, ein Wirtshaus und das Hafnerhäusl brannten ab. Bis 1803 sind keine weiteren Großbrände bekannt.

Der große Brand im Jahr am 17. April 1803 brach im Haus des Seifensieders Liftl (später Tittlin­ger Hof/Weißbräu, heute Filou) aus. Die meist einstöckigen Häuser waren damals überwiegend aus Holz und mit Holzschindeln bedeckt. Nur 10 Häuser von 67 sollen verschont geblieben sein. Das Schloss brannte ab, die frühere Kirche am Marktplatz wurde schwerst beschädigt. Der Zwiebelturm stürzte ein und wurde später durch einen Spitzturm ersetzt.

Die enge Bebauung im Ortskern, ein heftiger Wind und das Fehlen wirksamer Löschhilfen bei ei­nem Feuer diesen Ausmaßes machten eine Brandbekämpfung unmöglich.

Die Not der Tittlinger war groß, zumal Jahre vorher durch den damaligen Gerichtshalter eine An­meldung bei der Brandversicherung unterblieben war.

Die großen Brände in den Jahren 1864, 1869 und 1923

In früheren Veröffentlichungen werden meist nur die Namen der Brandgeschädigten aufgeführt. Die nachfolgende Graphik zeigt das räumliche Ausmaß der Brände in einem neuzeitlichen Plan.

Der Brand von 1864 brach in der Nacht vom 4. auf den 5. September aus. Wiederum soll es beim Seifensieder Liftl seinen Ursprung gehabt haben. Der damalige Expositus Bauer hat das Geschehen dieser Nacht in der Pfarrchronik festgehalten. In der Setzer-Chronik von 1979 ist der Bericht aus­zugsweise veröffentlicht. Insgesamt brannten 22 Wohnhäuser mit Nebengebäuden ab. Der Knecht Joseph Besendorfer verhinderte in einer wagemutigen Aktion das völlige Abbrennen des Dachs der Kirche am Marktplatz.

Im Jahr 1869, also nur 5 Jahre später kam es erneut zu einem Großbrand. Dieser brach in der Nacht vom 15. auf den 16. April auf der Kegelbahn des Gasthauses Baldini in der Berggasse aus. Acht Bürgerhäuser und mehrere Nebengebäude brannten ab. Anfangs war nur die örtliche Feuer­spritze verfügbar. Erst viel später kamen die Spritzen von Neukirchen vorm Wald und Perlesreut hinzu. Nachrichtenübertragung, Alarmierung, Wegeverhältnisse und Transportmöglich­keiten sind nicht mit heute zu vergleichen.

In der Passauer Zeitung vom 20. April 1869 veröffentlichte der damalige Bürgermeister Joseph Gei­er eine „Öffentliche Danksagung“. Sie lautete in der damaligen Schreib- und Ausdrucksweise:

Die gefertigte Gemeindeverwaltung fühlt sich veranlaßt, allen edlen Menschenfreunden, welche bei dem in der Nacht vom 15. und 16. April. I.J. im Markte Tittling ausgebrochenen Brand in so aufopfernder Weise die thatkräftigste Hilfe leisteten, den tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Dass die Verheerung des Feuers nur auf 8 Anwesen und 17 Firste sich beschränkte, ist außer der thätigen Mitwirkung des umwohnenden Landvolkes, lediglich der nachbarlichen Mithil­fe der Gemeinde Neukirchen und der verehrlichen Feuerwehr des Marktes Perlesreut, welche in möglichster Bälde mit ihren Löschrequisiten auf dem Brandplatze erschienen, zu verdanken, und wir können nicht umhin, den großen Ver­diensten und rastlosen Bemühungen der kgl. Gendarmerie von Tittling, des Kaminkehrers Helml, des Maurermeisters Stadler und des Herrn Cooperators Weber von Tittling, der hochwürdigen Hilfsgeistlichkeit von Neukirchen v.W., dann des Herrn Benefiziaten Meisinger und des Herrn Lehrers Diewald von Fürstenstein, so wie des Hrn. Bierbräuers Deser von Saldenburg, die gebührende Anerkennung und unsere tiefe Verpflichtung hiemit öffentlich auszusprechen. In die­sem, seit 5 Jahren zum Zweitenmal wiederkehrenden schweren Unglücke, welches für den Markt Tittling einen Schaden an Gebäuden und Mobilien im Werthe zu 32.000 fl. (Gulden) verursachte, und leider nicht wenige ganz mittellose Fa­milien betraf, die nur das nackte Leben zu retten im Stande waren, tröstet uns die Ueberzeugung, so viele Beweise von inniger Theilnahme und opferwilliger Hilfe gefunden zu haben.“


Dieser zweite Großbrand in kurzer Zeit war für Tittlinger Bürger Anlass, eine örtliche Feuerwehr zu gründen. Bereits am 25. April 1869 kam es zur Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Tittling.

Nebenbemerkung: Die Großbrände im 19. Jahrhundert brachten viel Not und Leid für die Bevölke­rung mit sich. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Mut unserer Vorfahren bewundernswert, den Bau einer neuen, größeren Pfarrkirche St. Vitus (1889 - 1893) mitzutragen, finanziell zu unterstützen und erfolgreich abzuschließen.


Der Brand in der Färbergasse im Jahr 1923

Das Feuer wurde durch rauchende Burschen in der früheren Gößl-Schmiede ausgelöst. In anderen Quellen wird von spielenden Kindern berichtet.

Es brannten ab: die Gößl-Schmiede, das Anwesen des Kaufmanns Preis mit Nebengebäuden, das Anwesen Bruckinger, in dem der Wagnermeister Binder wohnte und arbeitete, der Stadel des Güt­lers Mader. Mit verbrannt sind alle noch nicht gedroschenen Erntevorräte. Laut Grafenauer Anzei­ger ging der Schaden „in die Hunderte von Milliarden“. Zur Not der Inflation kam bei den Brandge­schädigten noch der Verlust des gesamten Hab und Guts dazu.

Zerstörungen und Brände Ende April 1945

Im Zusammenhang mit den Kämpfen Ende des 2. Weltkriegs wurden eine Reihe von Gebäuden von US-Truppen in Brand geschossen, zerstört oder schwer beschädigt.

Es waren dies hauptsächlich Bauernhöfe in Hörmannsdorf (8), Gehersberg (4), Loizersdorf (2), Stützersdorf (1), Eisensteg (1), Hötzendorf (1), Tresdorf (1), Gneisting (1) und ein Haus am nördli­chen Ortseingang von Tittling.

Im Ortskern brannten die ehemalige Marienapotheke, das Armenhaus und das Rathaus in der Her­renstraße ab, der Bahnhof wurde zerstört, die Pfarrkirche beschädigt, das alte Feuerwehrhaus nach der Einnahme Tittlings angezündet.

Herbert Zauhar, 2019