In dieser Zeitung von 1740 wird über eine besondere Hochzeit in Tittling berichtet.

Die online abrufbaren Kirchenbücher der Diözese Passau

sind eine wahre Fundgrube für den Fami­lienforscher und Heimatkundler. Auch alte Zeitungen und Bücher sind im Internet bequem einseh­bar und geben wertvolle Einblicke.

Die vier ältesten auffindbaren Zeitungsartikel über Tittlinger Ereignisse zeigen, dass sich das Inter­esse der Leser von damals und heute kaum unterscheidet.

Über eine „Merkwürdige Jubel-Hochzeit“ im Jahr 1740 berichtet eine österreichische Zeitung (und eine Züricher Zeitung) mit dem sperrigen Titel „Kurz-gefaßter Historischer Nachrichten zum Behuf der Neuern Europäischen Begebenheiten“ Anfang August 1740.

Unweit von Passau habe im „Chur-Bayrischen“ Flecken Tittling Ende Mai der dortige Bader und Chyrurgus Benedikt Sözer (auch Sötzer, Setzer) mit seiner Frau das 50jährige Ehejubiläum gefeiert. Am gleichen Tag heirateten die beiden Söhne Benedikt und Leopold. Benedikt jun. war ebenfalls Bader, Leopold war von 1740 bis 1748 Schullehrer in Tittling. Eine weitere Merkwürdigkeit: die Segnung nach dem „catholischen Kirchen-Gebrauch“ des Vaters wurde vom dritten Sohn Josef Ignatz, und die der zwei Söhne von ihrem Bruder Josef Ignatz, einem Priester, vorge­nommen. „Und die drei Hochzeiterinnen haben alle Anna Maria geheißen“, wird abschließend be­richtet.

Das stimmte bei der 3. Braut aber nicht ganz. Laut Heiratseintrag hieß sie Maria Theresia.

Ein Bader war damals oft auch ein Zahnarzt, ein „Chyrurgus“ eine Art Wundarzt, der auch einfache­re Operationen durchführte. Das Baderhaus stand an der Stelle, wo Ende des 19. Jahrhun­derts die heutige Pfarrkirche St. Vitus errichtet worden ist. Einen akademisch ausgebildeten Arzt gab es in Tittling erst ab 1823.

Benedikt Sözer/Setzer sen. muss ein anerkannter Mann in Tittling gewesen sein. Bei sieben seiner Kinder war der Schlossherr von Witzmannberg, Johann Josef Ignatius Graf von Traun auf Witz­mannsberg der Taufpate. Bei einer Tochter war es die hochwohlgeborene Maria Franziska von Zieg­ler. Diese war eine Tochter des damaligen Schloss- und Hofmarkherren von Tittling
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Das „Münchner Intelligenzblatt“ berichtete über ein heftiges Unwetter am 19. Juli 1777.

Am Nachmittag zog über die Schlösser Englburg und Fürstenstein ein entsetzliches Unwetter mit heftigen Regen- und Hagelschauern heran. Die Hagelkörner waren „Tauben-, viele gar Hühnereyern gleich“. Betroffen war das Gebiet Tittling, Preming, Neukirchen v. W., Ruderting und die ganzen Ilzleiten. Innerhalb von 8 Stunden war die gesamte Ernte, kurz bevor man „mit der Sichel hieran Hand anlegen wollte“, am Boden vernichtet. Alle Feldfrüchte, Flachs und Kräuter waren verwüstet, Obst von den Bäumen mit samt den großen Ästen abgerissen. Die schon für die Herbstsaat gedüng­ten Felder an Hängen wurden abgeschwemmt und Wiesen verschlammt. „Und viele hiesige Untert­hanen in einen erbarmungswürdigen Stande gesetzt."

Aufforderung des Grafen von Tauffkirchen zu Englburg und Guttenberg 1778 in der Münch­ner Zeitung

Der Graf von Tauffkirchen war zu dieser Zeit kurfürstlicher Kämmerer in München. Er nahm einen ehemaligen Soldaten in seine Dienste auf und kleidete ihn umfassend ein: helmartige Kopfbede­ckung aus schwarzem Samt mit Wappenschild und schweren silbernen Quasten, weiters einen blau­en Läuferrock mit einem blauen und mit Silber bordiertem Kamisol (Oberteil) und allem notwendi­gen Zubehör.

Nach sechs Tagen packte der neue Bedienstete in der Nacht heimlich alle seine Sachen zusammen und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Im Bericht folgte eine genaue Personenbeschreibung und die Aufforderung an alle Gerichtshalter, den Gesuchten beim Auftauchen festzunehmen und ihm, den Grafen von Tauffkirchen zu Englburg Bescheid zu geben. Der Ausgang der Angelegenheit ist unbekannt.

Gerichtliche Vorladung des Hofmarkgerichts an Michael Mayer im Jahr 1785

Im Churpfälzischen Intelligenzblatt wurden der ledige Wirts- und Metzgersohn Michael Mayer (vom Anwesen Marktplatz 9, Passauer Hof) oder seine Nachfahren aufgefordert, sich beim Tittlin­ger Hofmarkgericht zu melden, andernfalls Erbansprüche verfallen würden. Mayer hatte sich 1749 in die Fremde begeben und sich bei einem österreichischen Infanterieregiment verdingt. Ein Bruder von ihm behauptete, dass Michael als Korporal in seiner Anwesenheit in Ungarn ver­storben sei.

Dies sollte nun amtlich festgestellt werden.

Bei diesem besagten Mayer besteht keine direkte Verwandtschaft zur Familie Mayer, die 1848 den Gasthof zur Post erbaute.

Herbert Zauhar, 2019