Wer das Buch „Das Pandurenstüberl“ schon gelesen hat, findet hier interessante Erläuterungen.

 

Heimatgeschichtliche Stichpunkte zu

Das Pandurenstüberl“ von Max Peinkofer

 

Im Jahr 1949 erschien Max Peinkofers einziger Roman „Das Pandurenstüberl“. 1963 und 1982 (im Verlag Passavia) folgten Neuausgaben. Im antiquarischen Online-Handel sind alle Ausgaben erhältlich.

Das Pandurenstüberl ist eine Hommage Peinkofers an seinen Geburtsort, dem er zeitlebens verbunden war.

 

Ort der Handlung ist Peinkofers Geburtsort Tittling, für den er im Roman den Ortsnamen „Asenbaum“ gewählt hat.

Eine Ortschaft mit dem Namen Asenbaum gibt es in der Nachbargemeinde Witzmannsberg.

Diese diente Peinkofer wohl als Anregung für seinen Roman.

 

Die Handlung spielt Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Rückblende auf ein verhängnisvolles Ereignis in der Zeit des Pandureneinfalls 1742.

 

Peinkofer hat heimatgeschichtliche Fakten mit fiktiven Elementen vermischt.

Man erfährt im Buch, wie man früher lebte und sprach. Lesenswert auch heute noch, vor allem für Leser aus Tittling und Umgebung, die viele räumliche und personelle Zuordnungen erkennen werden.

Peinkofer benutzte schon 1949 dieses Stilmittel, das auch ab Ende der 1980er in den vielen Regionalkrimis eine große Leserschaft anspricht.

 

Peinkofer hatte eine besondere Vorliebe für hintersinnige Personen- und Ortsnamen.

Manchen Familiennamen vergab er mit einem Augenzwinkern. Der Gendarm hieß dann Scharff, der Schleifer Flex, der Schuhmachermeister Doppler, der Lehrer Schlag und der Hilfslehrer Dünn. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Manche Namen im Roman gehörten real zu früher allbekannten Personen, z. B. die Hafner Marie, der Arzt Dr. Rüth (ab 1871 Arzt in Tittling) und der Zeugschmied Sedlmayr.

 

Bei manchen erfundenen Personennamen im Roman sind reale und fiktive Sachverhalte vermengt.

 

Elisabeth Freiin Empl von Siebenellen auf Grillenöd

Ab Anfang der 1930er Jahre gab es eine Familie Empl in Siebenhasen, einem Ortsteil von Tittling.

 

Degenhard Rauter, Handelsmann

Um etwa 1800 gab es einen Handelsmann Alois Rauter auf dem Anwesen Marktplatz 13 (Kaufhaus Berger/van Douwe/Heppel). Andere Details im Roman lassen vermuten, dass ein Handelsmann aus dem Tittlinger Machhaus-Geschlecht gemeint sein könnte.

 

Valentin Kapfhammer (Kapfhamer), Pfarrer in Asenbaum, Kgl. Distriktschulinspektor

Pfarrer Max Muggenthaler, Pfarrer in Tittling von 1882 bis 1899, Distriktschulinspektor, Erbauer der heutigen Pfarrkirche St. Vitus

 

Kapfhammer

Bauer aus Preming und späterer Besitzer und Wirt des heutigen Gasthofs Habereder

 

Tobias Bauer, Herausgeber des Asenbaumer Wochenblatts

Hans Treichler, Buchdrucker (u.a. Sterbezettel), Verleger von Ansichtskarten, Schreibwaren usw. im Anwesen Herrenstraße 1 (heute Dorfmeister), 1929 Mitbegründer der Zeitung „Tittlinger Waldbote“

 

Korona Finsterer, Kaminkehrermeisterstochter

Ab 1908 lebte die angesehene Familie des Kaminkehrermeisters Kulzer in der Brunngasse 5;

Die schwarze Berufskleidung inspirierte Peinkofer wohl beim Familiennamen „Finsterer“.

 

Anna Duschl, Färbereibesitzerstochter

Ab 1903 lebte die Familie des Metzgermeisters Duschl in der Lederergasse 6.

 

Andreas Dicklhuber, Kgl. Posthalter und Brauereibesitzer

Anton Mayer, Gasthof zur Post, früherer Posthalter und Brauereibesitzer

 

Die Spanglermarie, Oblatenbäckerin

Maria Aigner, Herrenstraße 1 (heute Schreibwaren Dorfmeister); Auf diesem Haus lag das Recht auf Ausübung des Spenglerhandwerks. Es gab hier zu Peinkofers Zeiten einen Mehlhandel und eine Hostienproduktion.

 

Franz X. Müller, Lebzeltermeister, Kaffeehausbesitzer

Früheres, gern besuchtes Café Gustav Rosenhammer, Marktplatz 11, Konditorei und Lebzelterei, früher mit Bäckergerechtigkeit

 

Titus Adalbertus Eysn, Marionettentheater

Wandermarionettenbühne Erhard Wohlmuth (geb. 1890 in Aidenbach, gest. 1958 in Lüttich)

 

 

Das „Haus zur Goldenen Kugel“ und das Pandurenstüberl – in welchem Haus am Marktplatz spielt die Geschichte?

 

Das „Pandurenstüberl“ ist eine literarische Erfindung Peinkofers. Aber nachdem er auch sehr viele heimatge­schichtliche Fakten im Roman beschreibt, möchte man schon wissen: In welchem Haus am Marktplatz könnte denn das namensgebende Stüberl der Katharina Rauter gewesen sein?

Seine verschiedenen Hinweise auf das betreffende Handelshaus (Standort am oberen Eck des Platzes, drei­stöckig, Walmdach, Handlung des Degenhard Rauter, gegründet 1666, Beschreibung des Ladens usw.) lassen den Schluss zu, dass er Details von vier Tittlinger Häusern im Roman auf das „Haus zur Goldenen Kugel“ fokussierte.

 

 

Aussehen – Marktplatz 25 (frühere Marienapotheke):

Hier passt am ehesten die frühere Marienapotheke, die um etwa 1925 aufgestockt worden ist und ein beson­ders stattliches Gebäude am Platz ist. Auch Peinkofers Lagebeschreibung („am oberen Eck des Platzes“ - aus Rich­tung Kirche gesehen) passt. Als ich den Roman erstmals gelesen habe, sprach mein Bauchgefühl für dieses Haus.

 

Historie – Marktplatz 5 (Bistro, Zahnarztpraxis):

Hierher kam im Jahr 1662 (1666 im Roman) der Handelsmann Balthasar Machhaus von Mainz nach Tittling und begründete eine bis 1975 dauernde, erfolgreiche Kaufmannstradition am Ort. Neben dem Verkauf von Lebensmitteln und Stoffen betrieb er auch eine Kaffeerösterei. Peinkofer war mit der Familie Machhaus eng befreundet und war dankbar, das Archiv der Familie benutzen zu dürfen.

 

Handelsmann Rauter – Marktplatz 13 (Berger/van Douwe/Heppel):

Um etwa 1800 lebte hier der Handelsmann Alois Rauter mit seiner Frau Theresia, geb. Cordulozi. Bis in die heutige Zeit ist das Anwesen ein „Handelshaus“.

 

Haus zur Goldenen Kugel“ – Anlehnung an den früheren Gasthausnamen des Anwesens Marktplatz 9 (Passauer Hof, heute wieder „Lindlbauer“):

Dieses Gasthaus wurde im Urkataster von 1841 als „Wirtsgut zur Goldenen Traube“ bezeichnet. Der Name im Roman „Goldene Kugel“ dürfte eine Anlehnung an den alten Wirtshausnamen „Goldene Traube“ sein. Peinkofer „spielte“ gerne mit Orts- und Familiennamen. Ein Bauplan von 1890 zeigt Stuckverzierungen am „Wirtshaus zur Goldenen Traube“. Solche sind im Roman erwähnt.

 

Heimatgeschichtlicher Hintergrund bei einigen Kapiteln im Buch

 

Das Wochenblatt – Hier geht es um die 1929 erstmals in Tittling erschienene Zeitung „Tittlinger Waldbote“.

 

In der Lebzelterei – Gemeint ist das frühere Café Rosenhammer, Marktplatz 11.

 

Auf dem Blümersberg – Der Blümersberg ist der Tittlinger Hausberg, den man von der Berggasse aus in etwa 10 Minuten besteigen kann. „Der Berg“ spielte in Peinkofers Leben eine besondere Rolle.

 

Grillenöd – Ein nahegelegenes Schlösschen Grillenöd, das man von Tittling aus sehen kann, gab es zu keiner Zeit. Es gibt aber ein Grillenöd in der Gemeinde Haarbach (südwestlich von Ortenburg) und eines im heutigen Orts­teil Hacklberg/Passau. Beide waren aber zu Max Peinkofers Zeiten kleine landwirtschaftliche Einzelanwe­sen.

Zu Hacklberg gibt es einen Bezug im Kapitel „Holländerdörfchen“ zum originellen Ortsnamen Grillenöd.

 

Der Stellwagen – eine Fahrt nach Passau - Bis 1908 waren bei uns Postkutschen und sogenannte Stellwagen zur Beförderung von Personen und Paketen im Einsatz. Die Wägen wurden von Pferden gezogen.

Es gab eine Stellwagenverbindung zwischen Passau und Tittling. Auch der Tittlinger Geschäftsmann Johann Silchinger erhielt ab 1863 eine entsprechende Konzession.

In diesem Kapitel erinnert Peinkofer auch an das Holländerdörfchen in Passau/Plantage. Hier hatte Fürstbi­schof Joseph Graf von Auersperg 1783 kleine Bauernhäuser und einen Park im holländischen Stil errichten lassen. Die Straßenbezeichnungen Holländerstraße und Plantage erinnern daran.

 

 

Herbert Zauhar, 2023