In der Nähe des Anwesens Hörmannsdorf 1

der Familie Krenn stand längere Zeit ein beim Angriff der Amerikaner am 25. April 1945 abgeschossener Sherman-Panzer. Bei diesem Angriff kam ein US-Soldat ums Leben. Ein schlichtes Kreuz neben der Straße erinnert daran. Nachdem die US-Streitkräfte hier auf heftigen Widerstand stießen, zogen sie sich vorerst zurück, um weitere Verluste zu vermeiden und eroberten vier Tage später mit anderen Einheiten Tittling.

Ausgehend von einer Suchanfrage des Sohns Marvin Bishop konnten schrittweise die Identität und die Todesumstände seines Vaters aufgehellt werden. Dabei halfen maßgeblich die Aussagen von Zeitzeugen, die Recherchen von Herbert Dorfmeister und Militärberichte der US-Armee.

Marvin Bishop hatte von den US-Militärbehörden erfahren, dass sein Vater James Marvin Bishop rund eine Meile nördlich von Tittling an der früheren B 85 schwer verwundet wurde und an seinen Verletzungen verstarb. Bis auf den linken Arm waren alle Knochen gebrochen. Bei seinem Tod war der aus Alabama stammende James M. Bishop 19 Jahre alt.


Am Ende seiner High-School-Zeit 1944 heiratete er eine Schulfreundin, wurde einen Monat später eingezogen und kam nach seiner Militärausbildung im Februar 1945 mit einem Truppentransporter nach Europa. Sein letzter Brief an seine junge Ehefrau, in denen er von Tränen in den Augen beim Betrachten des Fotos seiner Frau und seines am 20. Februar 1945 geborenen Sohnes schrieb, ist datiert vom 21. April 1945.

Der Gefreite James M. Bishop gehörte nicht zur Besatzung des abgeschossenen Panzers, sondern war Panzergrenadier auf oder neben weiteren Militärfahrzeugen dieses Erkundungstrupps. Dieser suchte wegen Straßensperren im „Schachert“ über Hohenwart kommend einen alternativen Weg Richtung Tittling.

Nach dem Abschuss des Panzers zogen sich die Amerikaner zurück, wie tiefe Fahrspuren auf einer US-Luftaufnahme vom 14. Mai beweisen. Dabei wurde James M. Bishop von einem Militärfahrzeug überrollt. Möglicherweise wurde er vorher von einem Schuss getroffen.

Nach Abflauen der Kämpfe begrub der Totengräber Ulrich Schremmer diesen toten US-Soldaten, eingerollt in eine Plane, am Südrand des Anwesens Krenn neben einem Fliederstrauch. Später legten Kinder Fliederbuschen aufs Grab.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 29. April wurde der Tote von diesen exhumiert und James M. Bishop später auf den US-Militärfriedhof Lorraine in St. Avold, Frankreich überführt.

Den Wunsch, den Todesort seines Vaters zu besuchen, verwirklichte vor kurzem Marvin Bishop, der nunmehr im US-Bundesstaat South Carolina lebt. Begleitet wurde er von seinem Sohn Andrew.

Am Flughafen München wurden beide von Günther Hödl und Herbert Zauhar in Empfang genommen, die beide die Betreuung am Ort übernommen hatten.

Nach einem Kurzbesuch des Münchner Stadtzentrums und der Fahrt nach Tittling erläuterte Herbert Zauhar vor Ort Marvin Bishop und seinem Sohn die letzten zwei Kilometer im Leben des getöteten Vaters und Großvaters. Am Erinnerungskreuz neben der Straße in Hörmannsdorf legte Marvin eine Blumenschale ab.

Bewegend war auch der Besuch der Stelle, an der sein Vater einige Tage lang beerdigt war.

Eine materielle Erinnerung für Marvin Bishop war eine deutsche Gewehrkugel, die beim Gefecht am 25. April abgefeuert und später in einem Balken des Anwesens Hörmannsdorf 1 gefunden worden ist.

Ergreifend war ein Treffen im Tittlinger Grafenschlössl am Folgetag. Bürgermeister Helmut Willmerdinger hieß die Gäste aus Amerika willkommen. Anwesend waren u. a. auch zwei Bürger aus dem VG-Bereich, die ebenfalls ihren Vater im 2. Weltkrieg verloren haben. Auch die weiteren Gäste hatten einen Bezug zum damaligen Geschehen. Der Großvater von Gertrud Kalbus begrub den toten US-Soldaten in einem provisorischen Grab. Der verstorbene Ehemann von Frau Hannelore Krenn hatte als 9-Jähriger den toten Soldaten im Grab gesehen und Konrad Breinbauer erlebte als Kind, wie bei den Kämpfen am 25. April das elterliche Anwesen in Brand geschossen worden ist.

Berührend waren die versöhnlichen Worte von Marvin Bishop und der Wunsch aller Anwesenden, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen dürfen.

An die gefallenen Tittlinger gedachte Bishop mit einem Blumenstrauß am Kriegerdenkmal.
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HZ 11.2018