Heute sind Aufnahmen mit einer Fotodrohne beliebt und interessant.

Wenn man um etwa 1920 so eine Aufnahme vom Tittlinger Marktplatz machen wollte, musste man auf den Kirchturm steigen, mit schwerer Kameraausrüstung und nachfolgender analoger Bildbearbeitung.

 

 

Die zeitliche Eingrenzung ergibt sich durch die 1913 fertiggestellte Bahnlinie mit Bahnhof, Bahn­hofsrestauration und Brücke in Siebenhasen (rechts im Bild) und dem noch fehlenden Kriegerdenk­mal (errichtet 1922).

 

Links das Geschäft des Josef Machhaus (Dreiburgenapotheke) am Marktplatz, das auch schon da­mals einen kleinen Anbau Richtung Kirche hatte.

 

Es schließt sich an das Gasthaus Lindlbauer mit einem Zugang an der Westseite. Links davon ist das Haus des Schuhmachers Lippl (heute Wohnhaus) in der Berggasse.

 

Am linken Bildrand ist ein Haus in Alleinlage zu sehen. Es müsste sich um das Anwesen des Metz­gers Raster (vorher Kleinbrauer Hirz, heute Wohnhaus Buchberger) han­deln.

 

An der östlichen Seite des Marktplatzes ist das Textilgeschäft des Kaufmanns Wilhelm Weishäupl.

 

Es schließt sich an das Hofwirtshaus des Anton Mayer. Später diente das Anwesen vier Jahrzehnte lang als Pfarrhof. Heute sind beide Gebäude zu einem Komplex vereinigt (van Douwe/Heppel). Durch den Torbogen gelangte man ab den 1950er Jahren zum früheren Kindergarten.

 

Das anschließende Haus (Marktplatz 17 ) gehörte ebenfalls der Familie Weishäupl. Hier hatte später der Dentist Wil­helm Weiner seine Praxis. Lange Zeit war hier das Schuhgeschäft Högerl.

 

Im nächsten Haus (Marktplatz 19) war ab 1918 das Kooperatorenhaus (Kapläne). Spätere Nutzun­gen erfolgten durch den Darle­henskassenverein (Raiffeisenbank) und das Uhren- und Schmuckge­schäft Liebwein.

 

Im Nachbarhaus (Marktplatz 21) lebte der Bader Franz Riedl. Zuletzt war hier das Friseurgeschäft Schmidt/Zehntner. Heute gibt es hier Döner und Kebab zum Mitnehmen.

 

Im letzten Anwesen auf dieser Seite (Marktplatz 23, heute Uhren Schmuck Ben Dhraou) arbeitete damals der Schreiner Hans Ullram. Seine Frau Berta war Damenschneiderin.

 

Im Süden wird der Marktplatz von der Marienapotheke begrenzt, die 1925 aufgestockt worden ist.

 

Auf der Westseite sieht man die Dächer der Anwesen Habereder und Gasthof Post, in dem auch das Postamt war. Die Telegrafen- und Telefonleitungen am Dach zeugen davon.

 

Zwischen dem Bebauungsende in der Muggenthaler Straße und Siebenhasen steht in Alleinlage der „Stadel bei Siebenhasen“. Er wurde 1875 vom Metzger Radik erbaut. 1914 erwarb der Baumeister Georg Käser den Stadel zusammen mit dem Anwesen in der Lederergasse und nutzte ihn als „Holz- und Wagenschupfe“. Anfang der 1930er Jahre wurde Josef Neumeier neu­er Eigentümer des Grund­stücks und erbaute hier ein Wohnhaus (heute Muggenthaler Straße 25).

 

Die letzten Häuser in der Muggenthaler Straße Richtung Siebenhasen waren 1920 in Höhe der heu­tigen Anwesen Schiller und Bauer.

 

In den 1930er Jahren gab es nur sehr vereinzelt Neubauten. Die eigentliche Bebauung der freien Flächen Richtung Osten und Süden erfolgte ab den 1950er Jahren.

 

Herbert Zauhar, 05.2023