Jahrmärkte haben in Tittling eine lange Tradition.
Einen Jahrmarkt (im Volksmund auch Kirtag oder Kirta genannt) im alten Tittling hat Professor Hermann Stockmann aus Dachau (1867 - 1938) im Jahr 1932 gezeichnet. Stockmann soll durch eine Zeichnung des Tittlinger Bäckersohns Josef Wolf (1900 – 1934) angeregt worden sein.
Stockmann wählte den Blick aus Richtung Norden. Links sieht man das Hauseck der heutigen Dreiburgenapotheke und den Gasthof Lindlbauer, früher „das Wirtsgut zur goldenen Traube“ genannt. Im Hintergrund ist rechts von der Kirche der Giebel des Gasthofs Habereder, davor ein hölzernes Nebengebäude. Vorne rechts ist der Gasthof des Posthalters und Brauers Anton Mayer mit einem Anbau aus Holz für die Postkutschen, die bis 1908 im Einsatz waren. Da der Gasthof Post schon aufgestockt ist, muss die Szene kurz nach 1890 spielen.
Im Jahr 1803 war ein Großbrand im Ortskern, bei dem auch die alte Kirche St. Vitus schwer beschädigt und der ursprüngliche Zwiebelturm zerstört worden ist. Er wurde durch einen spitzen Turm ersetzt. 1894 wurde diese Kirche auf dem Marktplatz abgerissen. Die Kirche hatte an der Nordseite eine kleine Sakristei, das Missionskreuz und wie auch an der Südseite einen kleinen gotischen Eingang.
Max Peinkofer hat so einen Kirtag in den 1930er Jahren beschrieben. Jung und Alt kommen aus allen Windrichtungen nach Tittling. Es wird eng am Marktplatz und den angrenzenden Gassen. Die Kaufleute haben an den Verkaufsständen die verlockendsten Waren ausgelegt. Und ein Kauf am Kirtag ist immer etwas Besonderes. Der Platz beim marktschreierischen „billigen Jakob“ ist voller Leute. Der Moritatensänger zieht alle mit seinen schaurigen Liedern in den Bann. Kinder betteln bei ihren Eltern um ein Kirtagsgeschenk und um eine Fahrt mit dem Prater (Kinderkarussell). In den Gasthäusern fließt das Kirtabier bis spät in die Nacht hinein. Die Musik spielt zur Unterhaltung und zum Tanz auf. Dann sind die Kaufleute schon längst daheim und freuen sich auf den nächsten Kirtag in Tittling.
HZ 07.2025