Ausschnitt aus dem Gästebuch von Schloss Englburg

Bei der Durchsicht eines am 3. August 1934

mit einem Eintrag von Max Peinkofer begonnenen Gästebuchs von Schloss Englburg fiel Günther Hödl aus Tittling auf, dass offensichtlich Max Pein­kofer und eine Frau Amalie (A.) Lebeis im Zeitraum vom 30. September 1934 bis 12. Dezember 1937 vierzehnmal eine gemeinsame Zeit auf Schloss Englburg verbracht haben. Diese Gemeinsam­keit ist auch durch die Platzierung der Unterschriften ersichtlich. Bei den Einträgen von Lebeis ist im­mer „Frau“ vorangestellt, was von allen anderen Frauen nicht so gehandhabt worden ist.

Ob schon vor August 1934 eine Bekanntschaft zwischen Peinkofer und Lebeis bestanden hat, ist un­geklärt.
Anmerkung:

In den Lebensdaten von Max Peinkofer wird bei RegioWiki eine mehrwöchige Schutzhaft in München im Sommer 1934 angegeben. Der Grund sollen abfällige Äußerungen gegenüber der Regierung und Weiterverbreitung von Gräuelnach­richten gewesen sein.


Der erste gemeinsame Eintrag beim ersten dokumentierten Aufenthalt 30. Sept./1. Okt. 1934 könnte ein Hinweis auf die verbüßte Haft sein. Amalie Lebeis zitiert dabei Friedrich Hölderlin: „Hier lernt man stille sein über sein Schicksal, es sei gut oder böse.“

Am 27. Dezember 1936 gibt es einen besonders interessanten Eintrag: „Frau A. Lebeis und Max Peinkofer, Verlobte“.

Beim Eintrag vom 9./10. Oktober 1937 macht ein Pfeil beim Eintrag der A. Lebeis zum Eintrag von Max Peinkofer die „Zweisamkeit“ ebenfalls deutlich.

Der letzte gemeinsame Eintrag datiert vom 12. Dezember 1937.

Nachher fehlen entsprechende Einträge.

Anmerkung:

Laut Eintrag bei RegioWiki verbüßte Max Peinkofer vom Dezember 1938 bis 1942 eine Gefängnis­strafe in Landsberg am Lech. Das Haftende ist dahingehend zu berichtigen, dass Max Peinkofer be­reits am 27. November 1941 Schloss Englburg besuchen konnte. „Nach langer Zeit wieder glück­lich auf der geliebten alten heimatlichen Burg!“, lautete sein Gästebucheintrag.

1942 heiratete er Maria Freundorfer in Bischofsmais.

Einige Zeitungsartikel in der PNP aus den Jahren 1957, 1958 und 1960, ihrem Todesjahr, zeichnen ein Bild von Frau Amalie Lebeis und verbreitern bisheriges Wissen.

Amalie kam am 29. Juni 1868 in Deggendorf als Tochter der alteingesessenen, angesehenen Kup­ferschmiedemeisterfamilie Josef und Klara Bauer, geb. Banholzer zur Welt. Ihre verwitwete Mutter heiratete in zweiter Ehe 1886 den ebenfalls verwitweten Johann Brühmüller, Besitzer des Nonnen­gutes in Passau.

Hier verbrachte Amalie einen Teil ihrer Jugend. Das „Alt-Passau“ lebte später in vielen Erzählun­gen wieder auf.

Sie heiratete am 2. Dezember 1889 in Passau den in Hacklberg wohnenden Bauzeichner Johann Georg Lebeis. Dieser wurde 1866 in Frankfurt/Main als Sohn eines Schreinermeisters geboren.

Im Januar 1914 starb ihr Mann, dessen Beruf nun mit Oberbahnmeister (Regierungsoberinspektor in Weiden, Eisenbahndirektion Regensburg) angegeben wird. Auch den Tod ihrer Tochter und ihres Sohns musste sie betrauern.

Seit Ende der 1930er Jahre lebte sie in Niederalteich. Vorher wohnte sie für einige Jahre in Fürs­tenstein.

Sie wird als geistvolle, liebenswürdige und heitere Person beschrieben, die bis ins hohe Alter geistig rege war. In jüngeren Jahren war sie Mittelpunkt von geistig Schaffenden auf der Englburg. Diese war ihr seit Jugendzeiten ans Herz gewachsen. Dort verbrachte sie viele erholsame Tage und wid­mete dem Schloss manches Gedicht.

Amalie Lebeis verfasste auch Schriften: Frau Robinsa: Die Geschichte einer Liebe“ (Verlag Otto Weber, Heilbronn am Neckar, 1925) und den Roman: „Briefe, die ‚Ihn‘ nicht erreichen dürfen“ (Verlag Otto Weber, Heilbronn am Neckar, 1927). Im Jahr 1938 veröffentlichte sie in der Zeitschrift „Durch Gäu und Wald“, Nr. 22 einen Aufsatz über das Gebiet „Sonnenwald/Brotjacklriegel“.

Sie verstarb am 15. Januar 1960 im Alter von 91 ½ Jahren im Krankenhaus Hengersberg nach kurz­er Krankheit. Mit ihr ging die älteste Einwohnerin von Niederalteich.

Ob Max Peinkofer und Amalie Lebeis „richtig“ verlobt waren, es sich „nur“ um eine poetische See­lenverwandtschaft gehandelt hat oder ob Amalie Lebeis eine beschützende Rolle spielen wollte, ist nicht ganz klar.

Im 1927 erschienenen Roman von Amalie Lebeis „Briefe, die ‚Ihn‘ nicht erreichen dürfen“, stellte jedenfalls der große Altersunterschied der beiden Protagonisten eine unüberwindbare standesmäßi­ge Hürde dar. Es geht im Roman um die Seelenverwandtschaft einer älteren Frau zu einem jungen Mann und ihre Gefühle zu ihm, die sie ihm aber nicht zeigen kann und darf.

So einen großen Altersunterschied wie bei den beiden Romanfiguren gab es auch zwischen Lebeis und Peinkofer.

Der Titel des bereits 1925 veröffentlichten Romans von Amalie Lebeis "Frau Robinsa, Die Geschichte einer Liebe" deutet in die gleiche Richtung hin.

 

 

Herbert Zauhar 08.2020