Im Jahr 1841 bekamen nach vorangegangener Vermessung alle Grundstücke eine Plannummer.
Mit der kann man seitdem Grundstücke eindeutig zuordnen. Davor benutzten die Bauern charakterisierende Grundstücksnamen. Diese waren unter den Dorfbewohnern bekannt und machten klar, wer der Besitzer des jeweiligen Grundstücks war. Diese oft bildhaften Grundstücksnamen sind zum Teil den Betroffenen bis heute bekannt und erinnern an frühere Zeiten. Nachfolgend eine kleine Auswahl von Grundstücksnamen aus Tittlinger Grundsteuerakten.
Unmittelbar beim Haus gab es den Grasgarten, das Pflanz-, Wurz-, Obst- und Baumgärtel sowie den Krautgartenacker.
Für Äcker und Wiesen war oft der Beruf des Besitzers ausschlaggebend, z. B. Ledereracker, Binderackerl, Wagneracker, Lebzelterwiese, Färberwiese oder Hafnerwiese.
Der Name des Besitzers wurde häufig verwendet: Franzenacker, Donisiwiesl oder die Kombination aus Beruf und Vornamen beim Maurertoniackerl. Es konnte auch zu Neckereien kommen wie beim Teigsimmerlberg.
Manche Namen kommen öfter vor, z. B. Hofwiese, Hofwiesenfeld, Hoffeldacker. Diese gehörten früher zum Maierhof, der für die Versorgung des herrschaftlichen Schlosses zuständig war.
Wie können Grundstücke im Ortskern „Bruckwiese“ heißen, da doch durch Tittling kein Fluss fließt? Der kleine Maseringer Bach, der im Werksgelände Altenbuchinger entspringt und heute durch ein Rohr unter der Inselstraße nach Westen fließt, kommt hier ins Spiel. Vor sehr langer Zeit war hier eine kleine Brücke, die Namensgeber für einige Wiesen in diesem Bereich war.
Die Beschaffenheit der Äcker und Wiesen konnte auch ausschlaggebend sein. Bei Mooswiese, Brunnwiese, Sandfeld, Steinwiese, Steinhügelfeld, Ziegelacker, Ödenacker, Dürrackerl, Holzacker, Langacker oder Spitzacker erkennt man schnell die Bedeutung.
Bei Rothaumühlfeld, Lodermühlfeld, Siebenhasenweiherwiese, Tresdorferwiese oder Blümersbergacker ist die örtliche Zuordnung ausschlaggebend.
Und der Haaracker? Fast alle Ortschaften hatten ein Haarhaus. Hier wurde der Flachs zu Fäden verarbeitet. Ein Acker in der Nähe konnte so lagemäßig zugeordnet werden.
Und beim Birnbaumacker stand sicher ein stattlicher Birnbaum in der Nähe.
Ganz schwierig wird es bei Namen wie Kuhpoint, Pointacker (Viehweide, Acker, eingezäunt, Gemeinschaftsgrund), Fürhaupt (Endstück eines Grundstücks oder vor einem anderen), Stößl (evtl. kleine Erhebung), Anwänder (Feldrain, Ende des Ackers zum Wenden des Ochsengespanns), Starzdobl (Waldtal oder Einschnitt mit Stumpen schwächeren Holzes oder Baumstümpfen), Kleinpifang (nur wenige Pflugfurchen breit) oder Leitenacker (Acker am Hang).
Sehr bildhafte Bezeichnungen sind das Zwergackerl, der Gruselholzacker (Wald) und der Hundsbuckelacker.
Und der „Ehestiftacker“ erinnert an den Beginn einer glücklichen Ehe.
Das Thema Wolf beschäftigte früher auch unsere Bauern. Am Höhenberg gibt es die Grundstücksbezeichnungen Wolfgrubenholzacker, der obere Wolfholzacker und vor dem Wolftor. Früher legte man zum Fangen der Wölfe Köder in einer tiefen Fallgrube aus.
HZ 2024